Es besteht ein massives Ungleichgewicht zwischen den Vertretern der Geschlechter bezüglich der Verwicklung in schwere und tödliche Unfälle, welches sich stetig weiter zu Ungunsten der männlichen Kinder/Jugendlichen verschiebt. Obwohl ein Geschlechterunterschied in allen Altersgruppen von 5 bis 18 Jahren festgestellt werden kann, ist dieser aber mit zunehmendem Alter der Jugendlichen stärker ausgeprägt und tritt folglich bei den 16- bis 18-jährigen am stärksten zutage. Auch neuere Zahlen (BFS, 2012) bestätigen die Risikogruppe (18-24 jährige) unter den schwerverletzten und getöteten PW-Insassinnen und Insassen. Wenn die Motorradfahrer*innen dazugezählt werden, waren knapp 3/4 der schwer verunglückten jungen Erwachsenen Männer (Sinus Report 2013) und auch im 10-Jahresmittel bei Unfällen mit Schwerverletzten, Getöteten und Letalität, stehen 1598 weiblichen Personenschäden 3224 männlichen gegenüber. Männer sind dabei bedeutend häufiger in Geschwindigkeits- und Alkoholunfälle verwickelt.
Die alters- und genderbedingten, personellen Risikofaktoren junger Neulenkenden werden für die Präventionsarbeit im Projekt Speed berücksichtigt (bfu-Forum 2016: Geschlecht, Lebensstil, Persönlichkeit, Peers, Passagiere, Risikobereitschaft).
Die Hauptzielgruppe sind männliche Jugendliche im Allgemeinen, speziell auch solche aus niedrigeren sozialen Schichten und aus einem Elternhaus mit weniger Bildung sowie mit herkömmlichen Rollenbildern. Die Erfahrung zeigt uns, dass auch junge Frauen für die Thematik zu gewinnen sind und bei der Reflexion ihrer Rolle profitieren.
Die inhaltlichen Schwerpunkte der Präventionsarbeit von Speed bauen auf den Themen "Gender, Risikoverhalten und Gruppendynamik" auf und reflektieren allgemeine Fragen rund um Männlichkeit, die Faszination am Tempo und den identitätsstiftenden Wert vom Auto. Damit nehmen wir die empfohlenen Präventionsmassnahmen des bfu-Forum auf: Zielgruppe junge Männer, Risikoverhalten und allgemeine Lebensziele als Themen der Fahrausbildung.
Die Erfahrungen des Projektes "Speed" zeigen, dass ein Bedürfnis nach Prävention im Rahmen der Volksschule besteht. Schon früh sind Jungen durch ein erhöhtes Unfallrisiko gefährdet. Daher macht es auch Sinn, mit der Präventionsarbeit vor dem Erwerb des Führerscheins zu beginnen.
Verkehrserziehung wird an Schulen dann aufgegriffen, wenn sie auf moderne und jugendbezogene Art angeboten wird. Zudem sind Lehrpersonen eher bereit, lehrplanergänzende Angebote aufzunehmen, wenn diese mit dem Lehrplan verknüpft sind und wenig zusätzlichen (Vorbereitungs-) Aufwand mit sich bringen.